Projekt „Fünf-Fünf“
Auferstehung einer „Beauty“
Seit 1967 schon ist der Segelflugverein Bielefeld stolzer Eigentümer der wunderschönen Ka 6E mit dem Kennzeichen D-5557. Unzählige Bielefelder Piloten haben darauf erfolgreich Wettbewerbe, Überlandflüge, Dauerflüge, Lustflüge, Schulflüge oder Jugendvergleichsfliegen bestritten.
Um stellvertretend nur einen sehr aktiven Piloten zu nennen, hat Rolf Nagel u. a. die Europameisterschaften der Clubklasse 1974 auf dem Flugplatz in Oerlinghausen gewonnen! Rolf war es auch, der im Winter 1971 in wochenlanger mühsamer Detailarbeit die Tragflächen gespachtelt hat, so dass die gute Oberflächenqualität bis heute einem modernen Kunststoffflugzeug ähnelt. Hier liegt der große Unterschied der D-5557 zu unseren anderen Flugzeugen: die Ka 6E ist nämlich im Grunde ein Holzflugzeug, bei dem nur an wenigen Stellen die damals neuen glasfaserverstärkten Kunststoffe eingesetzt wurden. Dennoch bietet sie auch für heute noch sehr ansprechende Leistungen (Gleitzahl ca. 33-34), verbunden mit der legendären feinen Ruderabstimmung! Und schön ist sie auch!
„Was schön aussieht, fliegt auch schön!“ sagt eine alte Regel der Flugzeugbauer!
Leider hat sich in der Winterwartung 2004/2005 gezeigt, dass es einen Schaden an der Endleiste der Tragfläche gab, der aufwendig behoben werden musste. Zu allem Überfluss wurde in der Werkstatt dann noch der Rumpf unabsichtlich beschädigt, so dass der Aufwand der Reparatur doch ziemlich groß wurde. Da sich der gesamte Verein mittlerweile mehr auf die leistungsfähigeren Kunststoffflugzeuge fixiert hatte, der Flieger also nicht wirklich fehlte, blieb sie „in der Ecke“, verschmäht unter einer Plane stehen. Ein Versuch eines Piloten, im Alleingang die Grundüberholung zu starten, scheiterte leider.
„Einfach zu schade, dass das schöne Flugzeug nur herumsteht“ dachten sich einige unserer aktiven Jugendlichen im Herbst 2017. Sie hatten Vieles über die tollen Flugeigenschaften und die zahlreichen erflogenen Erfolge gehört. Endlich kam ein genügend großer Impuls in die Angelegenheit, mit dem Ergebnis, dass ein Plan aufgestellt wurde, wie die Jugendgruppe die Ka 6E wieder in ihr Element bringen könnte!
Fotos aus besseren Tagen der D-5557 (Ende der 80er):
Jetzt geht’s los!
So brachten wir sie noch im Oktober von der Halle in unsere Werkstatt im Clubheim, säuberten Flugzeug und Anhänger und trugen die abgebauten Teile und die relevanten Unterlagen zusammen. Nun sollte es einen Termin beim „Onkel Doktor“ (Luftfahrttechnischer Betrieb Johannes Krane in Oerlinghausen) geben, der feststellt, was der Patientin alles fehlt. Johannes hatte mir vorher im Telefonat grünes Licht für seine technische Begleitung und Überwachung des Restaurierungsprojekts gegeben.
Nur: wer übernimmt die anfallenden Arbeiten???
Gottseidank haben wir in Erkki Aaltonen einen ehemaligen Vereinkameraden, der in der Lage ist, ein Holzflugzeug zu reparieren. Er ist ein absoluter Fachmann und hat große Erfahrung, denn schließlich ist er selber stolzer Eigentümer einer Ka 6E, die er Mitte der 80er Jahre aus einem Bruch wieder aufgebaut hat. Erkki hat sich also breitschlagen lassen und sich bereit erklärt, unser hölzernes Baby wieder fit zu machen! Danke, Erkki!!!
Aber das ist ja noch nicht alles! Die Tragflächen müssen mit einem speziellem Stoff bespannt werden, wenn sie strukturell wieder intakt sind. Dafür konnten wir unser Mitglied Bernd Göpel gewinnen, der diesen Job bestens beherrscht und zuletzt an seiner fast 70 Jahre alten Piper D-ELTI perfekt ausgeführt hat. Für das schöne Finish wird schließlich Ralf Köchling aus Büren sorgen – er ist selber passionierter Segelflieger und mit Ellen verheiratet, die viele Jahre in unserem Verein geflogen ist und unter anderem ein ähnliches Projekt wie dieses bewältigt hat: die Restaurierung unseres ältesten einstigen Vereinsflugzeuges, die Ka 6BR D-5591, Baujahr 1957 (!). Die ist noch immer an unserem Flugplatz beheimatet und wartet in einem Topzustand auf ihren nächsten Einsatz. Gute Voraussetzungen also!
Im Januar 2018 beim Onkel Doktor:
Wie bekommen wir das hin?
Den ganzen Rest an Arbeit wie stundenlanges Abschleifen des Lacks wird in erster Linie unsere Jugendgruppe in die Hand nehmen – natürlich begleitet von uns älteren Piloten und überwacht von Erkki, Bernd und Johannes! Das, was wir Erwachsenen noch dazu geben können und müssen, ist die finanzielle Ausstattung für die Jugendgruppe. Denn wenn die D-5557 wieder so dastehen soll, wie 1967 bei ihrer Auslieferung, werden ca. 6-7.000 EUR benötigt. Eingerechnet sind hier solche Dinge wie Funkgerät, Fallschirm, Überholung der Instrumente und der Schleppkupplung, neue Anschnallgurte und natürlich Material wie Sperrholz, Leim, Lack und diverese Kleinteile. Die Arbeitszeiten rechnen wir besser nicht mit…hier ist viel Idealismus gefragt!
Wir halten das Vorhaben für eine tolle Arbeit, die den Jugendlichen zeigen wird, dass es sich lohnt, für eine Sache den vollen Einsatz zu bringen! Das Ziel ist, ein Flugzeug wieder zum Fliegen zu bringen – nicht gerade ein Zuckerschlecken. Sehr viel umbequemer auch, als stundenlang nur an der Playstation oder dem Handy zu sitzen! Es wird Rückschläge und Erfolgserlebnisse geben und die Gruppe wird sicher richtig zusammengeschweißt!
Das liebe Geld…
Wenn du die Idee auch toll findest, darfst du dich selbstverständlich auch gerne mit einbringen. Eine bestimmte Sache brauchen wir auf jeden Fall immer: Liquidität! Das Budget werden wir nicht alleine ohne externe Hilfe auf die Beine stellen können. Daher suchen unsere Jugendlichen jetzt Spender und Mäzene, die sagen: „da helfe ich mit!“. Als gemeinnütziger Verein sind wir dann in der Lage, steuerwirksame Spendenquittungen auszustellen. Darüber hinaus haben wir schon ein paar Ideen, um dir nicht nur mit Steuererleichterungen zu danken. Bitte sprich‘ uns einfach an – wir würden uns freuen! Eine eigene Internetseite und ein Exposé, in dem das Projekt für Interessenten vorgestellt wird, wird es bald geben.
Wann ist das denn fertig???
Hier auf der Seite kann man unter dem Punkt „Der Verein“ nachlesen, dass es Segelflug in Bielefeld schon seit 1929 gibt. D. h., wir begehen 2019 unser 90-jähriges Jubiläum! Wir planen daher ein schönes Event, auf dem unsere Ka 6E mit 52 Jahren ihren zweiten Erstflug erleben soll. Allerdings unter einem neuen Namen, denn das Kennzeichen „D-5557“ wurde während des viel zu langen Dornröschenschlafs leider an ein anderes Flugzeug vergeben. Schade! Aber wir konnten „D-5567“ reservieren, was soviel heißen könnte, wie „die 55 von 1967“.
…ach so:
Warum eigentlich „Projekt Fünf-Fünf“?
„55“ ist das sogenannte Wettbewerbskennzeichen, welches wir Segelflieger immer gerne auf die Seitenflossen unserer Flugzeuge kleben (siehe auf den Fotos oben). Das nutzte man früher ursprünglich nur auf zentralen Wettbewerben, um die Identifikation des teilnehmenden Flugzeugs im Flugfunk, Dokumenten und Starttafeln kurz und übersichtlich zu halten. Ähnlich der Startnummer beim Autorennen. Die Zahlen wurden bei jedem Wettbewerb neu vergeben. Irgendwann war das ständige Neubeschriften zu mühselig und man entschied sich, registrierte Wettbewerbskennkeichen einzuführen. So heißt unsere DG 101 G z. B. heute nur 30 („Drei-Null“) und die LS 4a 7B („Sieben-Bravo“). Die Ka 6E kennt man in Bielefeld nur unter „55“ und dabei soll es auch noch lange bleiben..!